Wie Katzen lernen

Operante Konditionierung im Katzenalltag

Vielleicht haben Sie bisher noch niemals etwas von Operanter Konditionierung gehört – und dennoch lernen unsere Katzen viel auf diese Art und Weise. Wir haben es hier mit einem Lernvorgang zu tun, bei dem unsere Katze zufällig aus einem spontan ausgeführtem Verhalten und den daraus resultierenden Konsequenzen lernt.

Kater und Technik

Nehmen wir als Beispiel für eine Operante Konditionierung den routinierten Umgang unseres Katers Renoir mit dem super praktischen Robotersauger iRobot, der wie ein Mainzelmännchen zum gewählten und einprogrammierten Zeitpunkt unsere Wohnung zuverlässig vom Staub und natürlich auch den zahlreichen Katzenhaaren befreit. Tolle Sache!

…wenn da nicht der intelligente, lernfähige Kater wäre…. Mitten in der Nacht werden wir von ungewöhnlichen Poltergeräuschen im Obergeschoss geweckt und denken schon an Einbrecher… Renoir steht vor der Tür, aufgeregt mauzend – und wir sind hellwach! Renoir schaut uns ganz vorwurfsvoll an, weil klein Robbie wie von Geisterhand völlig unplanmässig aktiv wurde. Hmmm- seltsam. War er falsch programmiert oder vielleicht ein Garantiefall? Nachdem Robbie in den darauffolgenden Tagen auch mehrmals täglich alleine startete, hatten wir schon einen Verdacht. Und der bestätigte sich, als wir friedlich auf dem Sofa sitzend zur ungewöhnlichen Zeit das Startsignal unseres Robotersaugers vernahmen.

 

Renoir hat durch Zufall gelernt, dass er mit seinen dicken Pranken mühelos den Startknopf betätigen kann. Ein tolles Spielzeug für Katzen mit erhöhtem Sauberkeitsbedarf? Schauen wir uns dieses Verhalten doch einmal näher an. Wie hat der Kater gelernt, den Robotersauger zu starten, ohne dass er es jemals von uns hätte nachmachen können? Unser Robbie hat seine Ladestation in einer Ecke im Wohnzimmer hinter dem Sofa. Bei seinen Streifzügen durch die Wohnung ist er wohl zufällig auf den Staubsauger getreten und hat dabei den großen Startknopf getroffen. Ein Signal ertönt – und Robbie setzt sich in Bewegung.

 

Auf dem dritten Foto kann man deutlich die seitlichen Bürsten des Staubsaugers erkennen, die mit routierenden Bewegungen den Schmutz in den Auffangbehältern befördern. Renoir hat also mit seinem spontanen, gewöhnlichen Verhalten eine unmittelbare Reaktion ausgelöst. Sein Jagdtrieb ist erwacht- das Spiel kann beginnen.  Doch nicht nur das! Er hat als Konsequenz aus seinem Verhalten ebenfalls gelernt, dass wir mittlerweile entnervt angelaufen kommen, weil Robbie im Dauereinsatz ist. Unser Verhalten – Renoir bekommt Aufmerksamkeit –  dient hier also als positiver Verstärker und führt zur Erhöhung der Verhaltenshäufigkeit.

 

…ich mach mir die Welt wie sie mir gefällt…

Ein absolutes Aha-Erlebnis hatten wir jedoch vor ein paar Jahren mit unserem Kastraten Fenris. Ich kam an einem kalten Wintertag durchgeforen nach Hause – und war völlig überrascht. Schon vor der Tür hörte ich Musik aus dem Wohnzimmer. Es konnte doch niemand zu Hause sein! Vorsichtig öffnete ich die Tür – und mir wurde plötzlich ganz warm. Im Wohnzimmer hatten wir geschätzte 26°C. Was war geschehen?

Unser CD-Player hatte seinen Startknopf auf der oberen Seite, war also völlig katzenfreundlich zu bedienen. Fenris war wohl zufällig beim Sprung vom Kratzbaum auf den Startknopf gekommen. Den elektonischen Heizthermostaten hatte Fenni zufällig beim Markieren mit seinen Lippen auf die muckelige Temperatur gestellt. Als optischer Spot direkt an der Reviergrenze Terrassentür war er eine direkte Einladung zum Markieren. Irgendwie war die Situation schon sehr heimelig: dezente Musik, ein schön warmes Zimmer und das Sofa voller zufriedener, schlafender Katzen! Da fehlte eigentlich nur noch der dampfende Tee und Kerzenschein….

Aber war das auch Lernen durch Operante Konditionierung? Im Falle des CD-Players erfolgte eine unmittelbare Konsequenz von Fenris Verhalten – die Musik ertönte. Und nicht nur irgendeine Musik, sondern die, die unsere Katzen mit einem geliebten Ritual in Verbindung brachten: dem Kämmen. Hier hatten wir es also mit Operanter Konditionierung zu tun. Das Einstellen des Heizthermostaten dagegen ist auf Markierverhalten zurückzuführen und es erfolgte keine unmittelbare Konsequenz des Verhaltens.

Fazit

Ja, die Technik erleichtert uns viele Dinge im Haushalt. Aber aufgepasst, liebe Katzenhalter! Unsere Stubentiger sind sehr lernfähig und können durch die immer leichter zu bedienenden Geräte auch sich selbst und uns in Gefahr bringen. Sensible Touchscreens z.B. im Küchenbereich sind daher unbedingt zu sichern! Unterschätzt Eure pelzbärigen Freunde nicht!

Passend zu diesen Gedanken habe ich heute im Westfälischen Anzeiger einen interessanten Artikel gelesen. „Papagei bestellt bei Amazon“. Dieser Papagei hat in London mit Hilfe der Amazon Sprachassistentin Alexa eine Bestellung aufgegeben. Seien wir also froh, dass unsere Katzen nicht auch noch unsere Sprache erlernen können….

Ich wünsche Euch einen schönen goldenen Oktober!
Herzliche Grüße, Eure Andrea

Katgeorie:Katzenpsychologie | Kommentare deaktiviert für Wie Katzen lernen

Katzenbody oder Plastik-Kragen? Unsere Katze nach der OP

Ein Model auf dem Laufsteg?

Weit gefehlt – unsere fesche Katzendame Minou ist kürzlich operiert worden. Sieht man es ihr an? Sie erfreut sich an den Sonnentagen im Garten, ihre pelzigen Freundinnen haben sie ausgiebig bewundert und sie ist in ihrer Bewegungsfreiheit keinesfalls eingeschränkt. Sie macht einen ziemlich entspannten und zufriedenen Eindruck. Selbst der Gang zur Toilette ist völlig unproblematisch. Dies hat sie einem speziell für  Hunde und Katzen entwickelten Katzenbody zu verdanken! Meiner Meinung nach ist das die perfekte Lösung, Katzen in der postoperativen Phase psychisch zu unterstützen, statt sie mit einem Plastik-Kragen zusätzlich einzuschränken und sie mit ihrem Schmerz allein zu lassen. Das Immunsystem kann seine Arbeit verrichten, der Heilungsprozess verläuft besser. Und trotzdem kann sie sich  die Fäden nicht selber ziehen, oder an der Wunde lecken.  Durch einen ausgeklügelten Häkchenverschluss kann sich Minou auch nicht selber den Body ausziehen. Ich bin total begeistert und kann das Teil mit bestem Gewissen weiter empfehlen.

 

Versetzen wir uns einmal in die Lage der frisch operierten Katze. Das erste, was sie in der Aufwachphase in der Tierarztpraxis empfindet, sind wahrscheinlich Schmerzen und Übelkeit, gepaart mit Angst vor der unbekannten Umgebung, die dann auch noch nach vielen anderen ängstlichen Tieren und Desinfektionsmittel riecht. Dazu kommt die erst einmal eingeschränkte Wahrnehmungs- und Bewegungsfähigkeit. Das heißt nichts anderes, als dass die Katze  hochgradig gestresst ist und Angst empfindet!

Okay, dann kommt Frauchen oder Herrchen – ein kleines Gefühl der Erleichterung durchflutet unseren Pelzbären. Aber was passiert nun zu Hause? Unsere Katze hat eine durch Schmerzen veränderte Wahrnehmung und erträgt vielleicht die Unterschreitung der Individualdistanz von Seiten ihrer Pelzfreunde in dieser Situation nicht. Defensive Aggression z. B. in Form von Fauchen kann die Antwort auf jegliche Annäherung sein. Aber jede Katze ist anders und die extreme Anspannung kann auch zu umgerichteter Aggression führen. Das heißt nichts anderes, als dass unsere vielleicht sonst so friedliche Katze plötzlich ihre Mitkatzen angreift, obwohl diese doch gar nichts getan haben, außer zur falschen Zeit am falschen Ort zu sein. Sie dienen lediglich als Ventil zur Entladung ihrer hochgradigen Erregung.

Haben wir einen recht tapferen Patienten, der die ganze Tortour in sich gekehrt und friedlich über sich ergehen lässt, kann in einem Mehrkatzenhaushalt der Stress aber auch durch das vierpfotige Begrüßungskomitee entstehen. Die frisch operierte Katze riecht anders (nach Tierarztpraxis und Stress/ Angst), sieht anders aus (durch geschorene Stellen oder Verbände), bewegt sich unkoordiniert und verhält sich insgesamt anders. Das Fazit für die Mitkatzen: das kann nicht unsere Freundin sein! ….und schon geht die Aggression von den anderen Katzen aus.

Nun stellen Sie sich einmal vor, was die Katzen wohl empfinden, wenn dann noch zusätzlich eine Halskrause zum Einsatz kommt!  Unsere Patientin steht in der wichtigen Genesungsphase unter massivem Dauerstress, da sie in ihrem Gesichtsfeld und ihrer Bewegungsfreiheit stark eingeschränkt ist. Die Futter- und Wasseraufnahme und auch der Gang zur Toilette werden zum Problem. Im Mehrkatzenhaushalt reagieren die anderen Katzen häufig panisch auf dieses überall aneckende Wesen und der Stress in der Katzengruppe ist  vorprogrammiert.

 

Ich bin jedenfalls sehr froh, eine katzenfreundliche Lösung für unsere Minou gefunden zu haben und kann den Katzenbody im Sinne unserer Pelzfreunde wärmstens weiter empfehlen. Es gibt ihn in verschiedenen Größen und er kann auch maßgenau angefertigt werden.

Im Idealfall gewöhnt man die Katze schon rechtzeitig an das Tragen eines Bodys, damit dieses andere Körpergefühl für sie von vornherein mit positiven Erlebnissen belegt ist.

Sehr hilfreich ist in diesem Zusammenhang auch das spielerische Training im Katzen-Kindergarten, wo die Kätzchen bereits sehr früh auf solche Situationen vorbereitet werden.

Empfehlenswerte Literatur zu diesem Thema:

Tierarzttraining für Katzen, Christine Hauschild

Katzen-Kindergarten, Sabine Schroll

Der Katzenbody ist hier erhältlich:

mizmiz

Katgeorie:Katzenpsychologie | Kommentare deaktiviert für Katzenbody oder Plastik-Kragen? Unsere Katze nach der OP